77 Sessions, 15 Exkursionen, Vorträge, Polittalk und der Jahresempfang des Deutschen Caritasverbandes - es war ein buntes und anspruchsvolles Programm, das die Veranstalter auf die Beine gestellt haben. Die digitale Transformation und der gesellschaftliche Zusammenhalt standen im Mittelpunkt des bundesweiten Treffens mit etwa 1.000 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet.
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, stellte gleich zu Beginn klar: Digitalisierung funktioniert nicht, wenn sie nicht die Menschen erreicht, die in Not und auf Hilfe angewiesen sind. Ebenso sah es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Digitalisierung müsse auf die "Interessen der Armen" in der Gesellschaft gerichtet sein und vor allem ihnen dienen. Für Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble bedeutet digitale Teilhabe auch soziale Teilhabe. Nur so könne Gemeinsinn und Zusammenhalt Bestand haben. Angesichts nationalistischer Tendenzen warb Präsident Neher deshalb für eine Politik, die "ein soziales Europa" möglich mache. Deutliche Worte fand der Präsident zu den Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche: "Die Zeit der folgenlosen Schuldbekenntnisse muss endlich vorbei sein."
Caritas muss weiter an ihrem Profil arbeiten
Auch Vertreter der Caritas aus dem Bistum Dresden-Meißen haben sich nach Berlin aufgemacht, um Netzwerke zu knüpfen, neue Impulse zu bekommen und sich mit anderen auszutauschen. Juliana Schneider und Andreas Oschika, Geschäftsführer der Dekanatscaritasverbände Dresden und Oberlausitz, gehörten ebenso dazu wie Andreas Rölle vom Caritasverband Zwickau.
Ein Highlight auf dem Kongress war der Assistenzroboter "Edan", der besonders Antoinette Steinhäuser, Referentin für Gesundheit und Pflege im Diözesancaritasverband Dresden-Meißen, interessierte. "Edan" wurde in Zusammenarbeit mit dem Diözesancaritasverband München vom Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrttechnik entwickelt und soll Menschen mit Behinderungen im Alltag unterstützen. "Da steckt sehr viel Technik drin, die vielleicht noch weiter entwickelt muss", so Antoinette Steinhäuser. "Aber für Menschen mit körperlichen Einschränkungen kann der Roboter eine große Hilfe sein."
Über seine Arbeit als Leiter der Zentralstelle des Deutschen Caritasverbandes im damaligen Ost-Berlin berichtete Prälat Hellmut Puschmann aus Dresden, der nach der Wiedervereinigung bis 2003 Präsident des Deutschen Caritasverbandes war. Die Entwicklung der verbandlichen Caritas in den neuen Bundesländern sei mutig in Angriff genommen worden und erfolgreich gewesen, betonte Puschmann. "Wir haben damals sehr auf die unternehmerische Entwicklung der Caritas geachtet. Jetzt kommt es wieder darauf an, stärker das Profil des Verbandes zu entwickeln."
Europäische Werte können nur im Ganzen erhalten werden
Angesichts der rasanten Entwicklung im Bereich der Digitalisierung warb die Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, Christiane Woopen, zum Abschluss der Tagung für ein "Europa 4.0" als soziale Gemeinschaft, die die Gestaltung des Arbeitsmarktes, die Bildung, nationale Identitäten und den Umgang mit Migranten gleichermaßen umfasse. Europäische Werte könnten - über Religions- und Nationalitätsgrenzen hinweg - nur im Ganzen erhalten werden.
Andreas Schuppert