Was lange währt, wird in Coronazeiten endlich digital umgesetzt: nach über zwei Jahren mit mehreren Anläufen zur Präsenzveranstaltung fand am 1. Juli der ökumenisch ausgerichtete Fachtag mit über 100 interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern online statt. Angemeldet hatten sich viele Mitarbeitende und Leitungen aus dem Kitabereich, aber auch aus dem Gemeindeumfeld, Träger von Kitas sowie Verantwortliche aus Kitapastoral sowie Ehe- und Familienpastoral aus anderen Diözesen.
Inhaltlich und organisatorisch getragen wurde der Fachtag von einer breiten Kooperation aus Caritas, Diakonie, dem Bistum Dresden-Meißen und einem Programm des Bundesfamilienministeriums "Elternchance ist Kinderchance", das seit etwa 10 Jahren durch die Ausbildung von Elternbegleiter:innen die Bedeutung von Familie als zentralen Ort für Kinder und ihre Entwicklung (Bildung) fördert. Alle einte das Anliegen, die Bedeutung von (konfessioneller) Kita zu stärken.
Hinter der zugespitzten Fragestellung über dem Fachtag steht eine Erkenntnis, die im Bistum Dresden Meißen in den letzten Jahren deutlicher ins Bewusstsein kommt: Kirche findet an vielen Orten statt. Ein wichtiger ist die Pfarrei, es gibt jedoch auch weitere kirchliche Felder, die für Menschen sehr bedeutsam sein können. Sie bieten die Möglichkeit, mit Religion und Kirche in Kontakt zu kommen. Seniorenheime der Caritas gehören hier beispielsweise ebenso dazu wie kirchliche Schulen oder unsere konfessionellen Kitas. Dorthin kommen Familien mit ganz unterschiedlichen Hintergründen: religiöse und familiale Vielfalt prägen den Kitaalltag. Was für eine Chance, wenn sich an diesen Orten für und mit Familien auch Glaube mitteilen, anbieten und feiern lässt und Kirche erlebbar wird. Doch: Welche Familien kommen überhaupt in konfessionelle Kitas? Wie können sie in ihrer Unterschiedlichkeit gut begleitet werden? Wie kann denn z. B. mit konfessionslosen Erwachsenen in der konfessionellen Kita "Religion" entdeckt werden? Was heißt hier, religionssensibel zu agieren? Was macht grundsätzlich das christliche Profil einer Einrichtung aus? Was wirkt bildlich gesprochen durch die DNA einer konfessionellen Kita sowieso, was braucht es ausdrücklich, damit das deutlich werden kann? Wie können auch Mitarbeiter:innen mitgenommen werden, die ja auch zunehmend unterschiedliche religiös-konfessionelle Vorprägungen mitbringen? Wie kann die Ressource, die eine konfessionelle Kita mit sich bringt, auch von der Pfarrei vor Ort wahrgenommen, geschätzt und in einem guten Zusammenwirken fruchtbar werden? Und wie kann die konfessionelle Kita oder Familienbildung einen guten Beitrag für Familien durch Vernetzungen über die eigene Einrichtung hinaus mit bewirken? Solche und viele weitere Fragestellungen folgen direkt aus der "Aha"-Wahrnehmung, was für ein Schatz konfessionelle Kitas an sich und auch in unserem Bistum sind. Sie stellen sich für katholische und evangelische Einrichtungen gleichermaßen.
Deshalb sind wir auch im Nachhinein über die ökumenische Ausrichtung und Zusammenarbeit zwischen dem Diakonischen Werk Sachsen, dem Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen und der Familienpastoral im Bistum dankbar. Der Fachtag selbst war abwechslungsreich gestaltet. Neben einem fundierten Beitrag von Prof. Dr. Lämmlin vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD "Kitas als kirchliche Sozialräume für Eltern" und dem lebendig inspirierenden Vortrag von Michael Wagner Erlekam "Kita als Ort von Kirche - mit und für Familien" konnten viele der genannten Aspekte auch in fünf inhaltlichen Workshops vertieft werden.
Die WS-Leiter:innen aus beiden Kirchen konnten dabei ihre praktischen Erfahrungen, Anregungen und Erkenntnisse in kleineren Gruppen weitergeben. Ein wertvolles Element zu Austausch und Reflexion! Am Ende stand deutlich im Raum: Kita ist Kirche schon heute und auch morgen. Obwohl der Fachtag in der Ausschreibung vor allem im Blick auf die Situation der Kitas in den östlichen Bundesländern, Landeskirchen und Bistümern geplant war, fanden sich auch viele Anmeldungen aus dem gesamten Bundesgebiet. Der Erfahrungsaustausch über den Bildschirm hinweg war inspirierend und ermutigend. Es zeigte sich, dass wir hier in Ost und West eine gemeinsame kirchliche Lerngemeinschaft bilden und bei aller Unterschiedlichkeit die gegenseitige Bereicherung guttut. Die Vorbereitungsgruppe wollte mit diesem Fachtag einen Impuls in unser Bistum, die Landeskirche setzen, ein Samenkorn ausstreuen. Was wird bleiben? Wir hoffen, es fällt auf fruchtbaren Boden und wächst 30 oder 60 fältig oder…
Claudia Leide