Alkohol ist nach wie vor das stärkste Suchtmittel.freepik.com
In Sachsen gibt es insgesamt 48 Suchtberatungs- und Behandlungsstellen, wobei es große regionale Unterschiede in der Zugänglichkeit zu Einrichtungen der Suchtberatung gibt. Die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen der Suchtberatungsstellen sind angespannt. Während es gelungen ist, Kürzungen der Landesmittel im aktuellen sächsischen Doppelhaushalt abzuwehren, mehren sich auf kommunaler Ebene die Anzeichen für Einsparungen. "Im Jahr 2026 werden in Dresden die Kürzungen 20 Prozent erreicht haben", so Karin Tenbusch, Leiterin der Caritas-Suchtberatungsstelle in der Landeshauptstadt. "Das hat zur Folge, dass bis zu 530 Menschen mit Suchtproblemen unversorgt bleiben könnten." Bei Suchterkrankungen müsse man jedoch das "Motivationsfenster" der Betroffenen nutzen und Wartezeiten vermeiden.
Um auf diese besorgniserregende Situation aufmerksam zu machen, haben die Dresdner Suchtberatungsstellen einen offenen Brief an den Stadtrat und an den Gesundheitsausschuss geschrieben. "Die Suchtberatungsstellen müssen so ausgestattet sein, dass sie ihrem Auftrag für einen niedrigschwelligen Zugang gerecht werden können", betont Karin Tenbusch, "Das umfasst ebenso die Vorbereitung und Vermittlung in Therapien sowie die Sicherung von Behandlungsergebnissen in der Nachsorge." Alkohol bleibe nach wie vor das Suchtmittel Nummer eins, alarmierend sei jedoch die Zunahme problematischen Medienkonsums und die steigende Nachfrage bei Cannabis seit 2015.
Ein investierter Euro in die Suchtberatung spart 17 Euro Folgekosten
Politische Unterstützung für die Suchtberatungsstelle im Freistaat ist nach Auffassung der Liga-Verbände unerlässlich. "Es bedarf einer gesetzlichen Sicherung der Suchtberatung, damit diese nicht von der Haushaltslage der Kommunen abhängig ist", fordert David Eckardt, Geschäftsführer des AWO-Landesverbandes Sachsen und derzeitiger Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen. "Ein investierter Euro in die Suchtberatung spart mindestens 17 Euro an Folgekosten. Suchtberatung trägt zur Vermeidung gesellschaftlicher Destabilisierung bei." Es gelte insbesondere, betroffene Familien zu stützen und "Chronifizierungen" von Suchterkrankungen zu vermeiden.
Darüber hinaus ruft die Liga dazu auf, suchtpolitische Maßnahmen voranzutreiben, um die Problematik an der Wurzel zu packen. So könne z.B. eine Anhebung der Preise für alkoholische Getränke und deren Besteuerung dazu beitragen, die Einnahmen für das Hilfesystem zu nutzen. Der Aktionstag Suchtberatung, der in diesem Jahr unter dem Titel "Sucht betrifft uns alle - Hilfe auch!" steht, dient als Plattform, um die Notwendigkeit einer stabilen und verlässlichen Suchtberatung hervorzuheben. Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen appelliert an die Politik, die Bedeutung dieser Einrichtungen anzuerkennen und eine bedarfsgerechte Basisversorgung zu sichern. (as)
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