Gottesdienst im Garten des Altenpflegeheimes in Seelingstädt.Fotos: Andreas Schuppert
Ob in der Pflege, in der Hauswirtschaft oder in der Verwaltung. Sie kümmern sich täglich um die Bewohnerinnen und Bewohner in ihren Einrichtungen oder um die Klienten zu Hause. Alle zwei Jahre treffen sie sich zum Altenhilfe-Begegnungstag, um sich wiederzusehen, Gottesdienst zu feiern und sich auszutauschen. Die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen in der Altenhilfe schätzen dieses Treffen als einen wichtigen Tag des Miteinanders. Diesmal war das Altenpflegeheim Claudine Thèvenet in Seelingstädt Gastgeber.
Füreinander da zu sein, sei heute nicht mehr selbstverständlich, betonte Pfarrer Christian Hecht im Gottesdienst zu Beginn des Altenhilfe-Begegnungstages. Für jemanden zu sorgen, sich um ihn zu kümmern, sei auch immer ein Suchen nach dem Sinn und mit den Fragen verbunden: Was brauchst du? Was ist nötig? Es erfordere eine besondere Wahrnehmung, um anderen helfen zu können. Dies sei eben nicht nur "Dienst nach Vorschrift". Menschen, die in der Pflege arbeiten und für andere da sind, müssen sich schließlich auch selbst fragen, was sie trägt und ihnen Halt gibt.
Janine Büttner und Tamer Tikic haben in der Altenhilfe ihre berufliche Erfüllung gefunden.
Das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben
Einer von ihnen ist Tamer Tikic, stellvertretender Pflegedienstleiter der Caritas-Sozialstation in Grimma. Tikic ist in der Türkei geboren und hat in seiner Heimat eine Ausbildung zum Fotografen gemacht. Dann hat er seine Frau kennengelernt, die aus Seelingstädt stammt. Er war dann Teamleiter bei einem großen Versandhandel, bis er sich eingestand: "Das macht keinen Spaß mehr, das ist nur noch Broterwerb." Er wollte wieder mit Menschen arbeiten, denn "mit Menschen hatte ich immer zu tun." Warum nicht Altenpflege? Tikic hat 2019 bei der Caritas eine Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen und ist dabeigeblieben. "Wenn ich abends im Bett liege, kann ich in Frieden einschlafen, denn ich habe das Gefühl, wieder etwas Gutes getan zu haben", erzählt der 36-jährige Vater von zwei Kindern. Tikic Ziel ist es noch, eine Ausbildung zum Pflegedienstleiter zu machen.
Janine Büttner ist seit 2008 als Ergotherapeutin in beiden Häusern des Altenpflegeheimes Claudine Thèvenet beschäftigt, Grimma und Seelingstädt. Sie sei eher zufällig zur Altenhilfe gekommen, erzählt sie. "Ich habe mich hier beworben, und es hat geklappt." Bereut hat sie das nicht "Ich liebe meine Arbeit und habe Freude daran, die alten Menschen noch zu fördern und zu einem würdigen Lebensabend beizutragen." Einmal im Monat spielt sie sogar Clown Fridolin, und oft singt sie mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, denn mit der Musik kann man noch vieles erreichen, ist ihre Erfahrung. Vor allem wünscht sie sich, dass sich junge Menschen für die Arbeit in der Altenhilfe interessieren, aber das "Herz muss dabei sein, sonst wird es nichts."
Die Zukunft der Pflege - vorsichtig optimistisch
Der Nachwuchs in der Altenhilfe, die künftige Finanzierung der Pflege, die Herausforderungen, die der demographische Wandel oder die zunehmende Digitalisierung mit sich bringen: Themen, die auch der Politik und den Trägern von Einrichtungen Sorgen bereiten. Das zeigte ein Podiumsgespräch mit dem Landrat des Landkreises Leipzig, Henry Graichen, Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich und dem Leiter von Claudine Thèvenet, Thomas Klomhuß.
Podiumsgespräch zur Zukunft der Pflege. Von links: Heimleiter Thomas Klomhuß, Mechthild gatter (Moderation), Landrat Henry Graichen und Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich.
Die Pflege werde sich verändern, meint Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich. Angesichts der demographischen Entwicklung im Land werde es in Zukunft Angebote geben müssen, die die Menschen in ihrem häuslichen Umfeld stärken, zum Beispiel Angebote der Selbsthilfe oder der Nachbarschaftshilfe. "Die Versorgung, wie wir sie bisher kennen, werden wir möglicherweise nicht mehr aufrechterhalten können." Ernsthaft zu fragen sei deshalb, was politisch verändert werden muss.
Landrat Graichen erinnerte an die Einführung der Pflegeversicherung vor 30 Jahren, die die Pflege bisher ausreichend finanzierte, aber nach seinen Worten nicht mehr ausreicht. Sorge bereite ihm die Frage, wer die Menschen in Zukunft betreut. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) werden das allein nicht leisten können, auch wenn sich in der Geschichte des Menschen immer das durchgesetzt habe, was ihm nutzt. "Vielleicht sollten wir doch einen Feiertag drangeben?", schlägt der Landrat etwas zugespitzt vor.
Heimleiter Thomas Klomhuß wünscht sich für die Fachkräftesicherung in der Altenhilfe eine stärkere Vernetzung der gesellschaftlichen Akteure und plädiert dafür, Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund zu fördern und zu stärken - besonders beim Spracherwerb, bei der Ausbildung oder bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Die Stärkung der Freiwilligendienste wäre für künftige Mitarbeitende eine gute Einstiegsmöglichkeit in die Pflege.
Am Ende ist ein Bild entstanden, das die Teilnehmenden am Altenhilfehilfe-Begegnungstag gemalt haben. Das Schloss Seelingstädt ist zu sehen, ein Caritas-Auto und der alte Speicher des Heimatvereins mit dem Caritas-Logo. Ein Blick in die Zukunft, denn die Vorlage dazu wurde mit KI erstellt. (as)