Andreas Rölle und Claudia Zimmer.Foto: Andreas Schuppert
Eigentlich sollte es eine große Party werden, aber Corona machte wieder ein Strich durch die Rechnung. Zum Abschiedsgottesdienst für Andreas Rölle und Claudia Zimmer sind an diesem Freitagvormittag trotzdem viele Gäste gekommen: Familie und Freunde, Wegbegleiter und Mitarbeitende. Der Geschäftsführer des Caritasverbandes Dekanat Zwickau und seine Stellvertreterin, die gleichzeitig Leiterin des Altenpflegeheimes St. Barbara war, haben die Caritas in Zwickau in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt.
Beide haben ihre Ausbildung noch in der DDR gemacht, in einer Zeit, in der die Arbeit der Caritas bestenfalls geduldet, aber keineswegs erwünscht war. Andreas Rölle begann seine Arbeit 1985 in Zwickau als Dekanatsfürsorger. Argwöhnisch beobachtet von den staatlichen Stellen - Rölle machte das Beste daraus.
Fester Platz in der Gesellschaft
Mit der Wiedervereinigung 1990 änderten sich die Verhältnisse schlagartig. Die verbandliche Arbeit musste aufgebaut, soziale Dienste und Einrichtungen geschaffen werden. Seit 1992 als Geschäftsführer, packte Rölle mutig an, manchmal etwas zu laut, wie er selbst zugibt. Seine kräftige Stimme, aber auch sein Engagement für die Menschen flößten Respekt ein. Zu viele Worte waren seine Sache trotzdem nicht, er wollte Taten sehen. "Heute hat der Verband 130 Mitarbeiter und als sozialer Träger einen festen Platz in der Gesellschaft. Das ist das Verdienst von Andreas Rölle", würdigt der Vorsitzende des Caritasverbandes Dekanat Zwickau, Thomas Fasel, die Arbeit seines Geschäftsführers.
Andreas Rölle hat aber nicht nur seinen Verband vorangebracht und war in der sozialen Kommunalpolitik engagiert, sondern vertrat die Ortsebene der Caritas auch viele Jahre im Caritasrat des Deutschen Caritasverbandes und in der Arbeitsrechtlichen Kommission. Die Belange der Caritas im Osten waren ihm dabei ebenso wichtig wie der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen bundesweit. "Hier konnte ich viele Netzwerke knüpfen", erinnert er sich. Auch dafür erhielt Andreas Rölle aus der Hand von Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich die Dankmedaille des Deutschen Caritasverbandes, ein Novum im Bistum Dresden-Meißen.
Endlich selbst gestalten
"Der Chef ist nur so gut wie seine Mitarbeiter", sagt Rölle. Damit meint er alle, besonders aber seine Stellvertreterin Claudia Zimmer, Leiterin des Altenpflegeheimes St. Barbara - eine Einrichtung mit 60 Pflegeplätzen und etwa 50 Mitarbeitenden. Claudia Zimmer hat nach der Wiedervereinigung zunächst die Sozialstation in Zwickau aufgebaut und geleitet. Mit der Errichtung des Altenpflegeheimes St. Barbara 2001 übernahm sie die dessen Leitung. "Mit Herzblut und großem Engagement", wie Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich betonte. Claudia Zimmer war so bei der Sache, wie es sich der Chef wünschte: Zupackend, ohne viele Worte zu machen, auch wenn manchmal der Wind ins Gesicht blies.
Prägend waren für Claudia Zimmer die Ordensschwestern während ihrer kirchlichen Ausbildung und die gesellschaftliche Entwicklung in den 1990er Jahren. "Wir konnten die Caritas endlich selbst gestalten. Der Kontakt zu den Menschen war uns am wichigsten", sagt sie. Zum Abschied überreichte ihr Caritasdirektor Mitzscherlich das Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes in Gold.
Mit dem Weggang von Andreas Rölle und Claudia Zimmer geht bei der Caritas in Zwickau eine Ära zu Ende. Ihre Nachfolger stehen schon bereit. Dr. Johannes Hohmann übernimmt die Geschäftsführung des Caritasverbandes, Karolin Pirwitz wird in Zukunft das Altenpflegeheim St. Barbara leiten und gleichzeitig stellvertretende Geschäftsführerin. Andreas Rölle gibt ihnen einen Rat auf den Weg: "Bleibt bei den Menschen, dann werdet ihr keine falschen Entscheidungen treffen."
Andreas Schuppert