Ausreichend Kapazitäten und Einsatzkräfte sind in Sachsen vorhanden. Mehr als 40.000 geflüchtete Menschen leben in den Lagern auf den griechischen Inseln und an der griechisch-türkischen Grenze. Darunter sind rund 4.400 unbegleitete Minderjährige. Die humanitären und hygienischen Bedingungen vor Ort sind katastrophal.
"Die Lage vor Ort ist menschenunwürdig und für die Heranwachsenden zutiefst traumatisierend. Es ist kaum auszudenken, was geschieht, wenn bei der mangelhaften medizinischen Versorgung vor Ort auch noch Infektionen mit dem Coronavirus um sich greifen", warnt Michael Richter, amtierender Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen. Gerade für Kinder sei das Leben in Moria und vergleichbaren Lagern vollkommen unzumutbar und verstoße gegen Menschen- und Kinderrechte.
Hilfe für Kinder und jugendliche ausweiten
Bis 2024 beabsichtigt Sachsen laut Koalitionsvertrag 150 Geflüchtete mehr aufzunehmen, als dem Freistaat zugewiesen werden. Anfang Juni hatte sich die Sächsische Staatsregierung geeinigt, zusätzlich weitere 50 unbegleitete Minderjährige aufzunehmen. Anlässlich des Weltflüchtlingstages und der verheerenden Situation in den Flüchtlingslagern bekräftigt die Liga ihre Forderung, insbesondere die Hilfe für die Kinder und Jugendlichen auszuweiten.
"Wir begrüßen die Bereitschaft des Freistaates, mehr Menschen als nach offiziellem Verteilungsschlüssel aufzunehmen. Die Anzahl der aufzunehmenden Kinder und Jugendlichen muss jedoch unbedingt erhöht und die Lage vor Ort dringend verbessert werden. Bei letzterem kann medizinisches Personal aus Sachsen Abhilfe schaffen. Für beide Lösungswege stehen die Mitglieder der Liga bereit", so der Liga-Vorsitzende.
Sachsen soll mit einer landeseigenen Aufnahmeordnung helfen
Kritisch bewertet die Liga, dass die Bereitschaft des Freistaates zur Mehraufnahme lediglich eine Absichtsbekundung ist, die durch das Bundesinnenministerium (BMI) genutzt werden müsste. Seitens des BMI sind diesbezüglich jedoch keine Anzeichen erkennbar. Nach Ansicht der Liga sollte Sachsen deshalb mit gutem Beispiel voran gehen und den Menschen über eine landeseigene Aufnahmeordnung für sogenannte vulnerable Personengruppen helfen. Die Kapazitäten sind vorhanden, um die Versorgung zu gewährleisten.
Der Freistaat Sachsen hat auch mit Unterstützung der Träger der freien Wohlfahrtspflege in den vergangenen Jahren eine funktionierende Infrastruktur zur Unterbringung und Betreuung geflüchteter Menschen aufgebaut. Die Träger haben viele Erfahrungen mit der Aufnahme und Begleitung minderjähriger Geflüchteter gemacht. Diese Kapazitäten und Expertisen müssen nun jenen Menschen zur Verfügung gestellt werden, die sie aktuell am dringendsten benötigen.
Zur Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen gehören die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, die Diakonie, das Deutsche Rote Kreuz, der Paritätische Wohlfahrtsverband Sachsen und der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Sachsen. Unter dem Dach der Liga finden sich mehr als die Hälfte aller sozialen Angebote in Sachsen mit mehr als 100.000 Beschäftigten. Der Liga-Vorsitz wechselt alle zwei Jahre und liegt 2020/21 in der Hand des Paritätischen Sachsen.
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