Frisch und erheiternd: Prof. Axel Noack über Martin Luther und die Reformation.Fotos. Andreas Schuppert
Er hat die Kirche des ausgehenden Mittelalters durchgerüttelt wie kein anderer. Dennoch: Martin Luther wollte keine neue Kirche, führt der frühere Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, aus. Das Reformationsjubiläum, so kritisiert der heutige Theologieprofessor an der Uni Halle-Wittenberg, werde außerdem zu sehr auf die Person Luthers eingeengt.
110 Mitarbeiter aus Caritas und Diakonie waren in den Pfarrsaal der Friedenskirche gekommen, um gemeinsam über die Reformation und ihre Bedeutung für heute nachzudenken. Ein symbolträchtiger Ort, denn hier haben Sachsen und Schweden nach den jahrelangen Blutfehden des Dreißigjährigen Krieges 1645 Frieden geschlossen. Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Sachsen, Christian Schönfeld, feierten die Teilnehmer eine gemeinsame Andacht, die von den Caritas-Mitarbeitern Mechtild Gatter und Dr. Johanna Rautenberg vorbereitet und gestaltete wurde.
"An der Basis ist Ökumene verdächtig gut"
Vor allem die Missstände in der Kirche waren der Anlass zu einer "Kirchenreinigung", sagt Axel Noack. Dabei ginge es Martin Luther darum, sich auf die Wurzeln zu besinnen, allein auf die Schrift - ein Streitpunkt zwischen den Kirchen, der bis heute anhält.
Der gemeinsame Dienst verbindet. Mitarbeiter der Diakonie und der Caritas im Gespräch.
500 Jahre nach den Ereignissen von Wittenberg stelle sich die Frage nach dem Trennenden und Verbindendem. Bei der nichtchristlichen Umwelt führe die Verschiedenheit der Kirchen und Konfessionen zur Verwirrung. Von offiziellen Kirchenvertretern werde der Dialog "zu ängstlich" geführt. "An der Basis dagegen ist die Ökumene verdächtig gut", so Noack. Dabei betonte der frühere Bischof besonders die gemeinsame Anerkennung der Taufe, das zentrale Gebet des "Vater unser" oder "die hundertprozentige Übereinstimmung der Bibel." Axel Noack: "Die Erfahrung der Liebe Gottes bringt uns dazu, Liebe zu üben und weiterzugeben, wie es Caritas und Diakonie tun."
Dennoch bleibt der Schmerz der Teilung und Trennung. "Welche Heilsbedeutung hat die Kirche heute?", war eine Frage aus dem Publikum. Für Bischof Noack ist die Antwort deutlich: "Kirche hat den Auftrag, den Menschen zu helfen, Christ zu werden und es zu bleiben." Der Glaube müsse den Menschen zeigen, wie sie ihren Alltag meistern und auch in aussichtlosen Situationen nicht verzagen. "Wer Gott die Ehre gibt, wird auch sorgsam mit den Mitmenschen umgehen."
Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich hob am Ende das gemeinsame Anliegen und den geschwisterlichen Dienst von Caritas und Diakonie hervor. Darin wüssten sich die Mitarbeiter der beiden christlichen Wohlfahrtsverbände vereint und getragen.
Andreas Schuppert