"Die sächsische Gesellschaft braucht gerade jetzt die Impulse der Kirchen, weil das Haltesystem der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ins Wanken geraten ist.” Für Daniela Pscheida-Überreiter eine klare Erkenntnis aus den Ergebnissen der sächsischen Landtagswahl. Die Leiterin des Katholischen Büros Sachsen war zu Gast beim Katholikenrat des Bistums Dresden-Meißen. Die sich verändernde politische Situation im Freistaat und die künftige Rolle von Christinnen und Christen waren inhaltliche Schwerpunkte der Herbstvollversammlung des Rates im Bildungsgut Schmochtitz St. Benno. Mit Blick auf das Erstarken der politischen Ränder und immer lauter werdender extremistischer Meinungen sollten Gemeinden und Verbände im Bistum Orte des Dialogs eröffnen, in denen man sprechen und widersprechen kann. "Das Ziel kann nicht falsche Harmonie sein; und menschenfeindlichen Meinungen zu widersprechen, bedeutet nicht, die Menschen abzuwerten, die sie äußern”, so Pscheida-Überreiter weiter.
Wie solche Orte aussehen könnten, skizzierte der Politiker und Theologe Frank Richter (SPD) aus Meißen. "Zum Beispiel kann ich nicht mit jedem bei jeder Gelegenheit über alles sprechen. Aber ich kann mit fast jedem in einer günstigen Gelegenheit über ein klar vereinbartes Thema reden.” Dies klammere zunächst manches Reizthema aus, sorge aber für Annäherung. Dass es laute und klare Stimmen gegen Demokratiefeinde weiterhin brauche, steht für Richter außer Frage: "Unser größtes Problem ist die mangelnde Widerstandskraft der Mitte der Gesellschaft, gegen den Rechtsextremismus Nein zu sagen!” Deshalb seien Initiativen wie die im Sommer vom Katholikenrat veröffentlichte Handreichung "Für Menschenwürde, Menschenrechte und Demokratie” so wichtig und relevant. Die Argumentationshilfe gegen Rechtsextremismus gibt konkrete Anregungen für das Engagement gegen eine Spaltung der Gesellschaft.
Klarheit in den Positionen nötig
Der CDU-Politiker Marko Schiemann aus Bautzen beobachtet, dass der Einfluss von Christinnen und Christen in der Gesellschaft geringer geworden ist. "Auch, weil eine ganze Generation fehlt, die nach der Wiedervereinigung weggezogen ist.” Umso wichtiger sei es, dass die, die da sind, sich weiter einbringen und das Leben in Sachsen aktiv mitgestalten.
Drei zentrale Begriffe seien ihr besonders im Gedächtnis geblieben, fasste Elisa Vogginger, stellvertretende Vorsitzende des Katholikenrates, die Debatte zusammen: "Klarheit, Aushalten und Gelassenheit. Klarheit in den Positionen und im Nein gegen Menschenfeindlichkeit, das Aushalten inhaltlicher Konflikte und konträrer Ansichten, aber auch eine gewisse Gelassenheit, um die gesellschaftlichen Herausforderungen mit Zuversicht und Gottvertrauen angehen zu können.”
Auf der Herbstvollversammlung sprach der Katholikenrat auch über neue Impulse für das konkrete Gemeindeleben. Michael Beschorner SJ, Studentenpfarrer in Dresden, erinnerte an ein Bild des Pastoraltheologen Herbert Haslinger: "Berghütten liegen an den Wegen und geben Wanderern das, was sie unterwegs brauchen - Rast, Schutz und Stärkung. Unsere Gemeinden sollten solche Berghütten sein, also feste, erreichbare und verlässliche Anlaufstellen für die Menschen auf ihrem Lebensweg. Und: man lässt die Menschen auch wieder weiterziehen.”
Auch Generalvikar Andreas Kutschke war in Schmochtitz zu Gast und informierte über den Stand des Strategieprozesses im Bistum Dresden-Meißen. In einer weiteren Arbeitseinheit reflektierte der Rat seine Arbeit der letzten Jahre. Durch die bevorstehenden Wahlen der Ortskirchenräte setzt sich auch der Katholikenrat im kommenden Jahr neu zusammen und wählt einen neuen Vorstand und Vorsitz.
Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen repräsentiert als demokratisch gewählte und anerkannte Vertretung das katholische Kirchenvolk in Sachsen und Ostthüringen. Die nächste Vollversammlung ist für den 22. März 2025 in Leipzig geplant.
Quelle: Presse Bistum Dresden-Meißen