Gottesdienst zum Altenhilfe-Begegnungstag in der Kirche St. Gertrud in Leipzig-Engelsdorf.Fotos: Andreas Schuppert
Das letzte Mal haben sie sich 2018 in Gera gesehen: Pflegerinnen und Pfleger aus den stationären und ambulanten Einrichtungen, Mitarbeitende in der Hauswirtschaft oder in den Küchen, Hausmeister oder Techniker. Man merkte, dass der traditionelle Altenhilfe-Begegnungstag der Caritas gefehlt hat - eine "Oase im Alltag", wie sich der gastgebende Heimleiter Klaus Mildner bei der Begrüßung ausdrückte. Es seien oft die Menschen im Hintergrund, die das Bild einer Einrichtung prägen, betonte Propst Gregor Giele im Gottesdienst zu Beginn des Tages. Und die im stillen ihren Dienst verrichteten.
Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich bedankte sich bei den Mitarbeitenden vor allem für ihren Einsatz während der Corona-Krise. Für die schwierige, unsichere Zeit, sowohl für Mitarbeitende als auch Bewohner. "Sie haben einen unschätzbaren Dienst geleistet. Danke, dass Sie durchgehalten haben. Und vielleicht haben Sie ja auch einen neuen Blick für Ihren Beruf bekommen."
Corona als Zeit der Bewährung
Stefanie Koch kann das bestätigen. Sie arbeitet im sozialen Dienst des Altenpflegeheimes St. Gertrud. "Es war eine schwierige Zeit, aber wir sind als Team zusammengewachsen", erzählt sie. Angehörige konnten nicht kommen, die Angebote für die Bewohner mussten eingeschränkt oder ganz eingestellt werden. "Wichtig war, dass die Heimleitung nicht die Ruhe verloren hat", erinnert sich ihre Kollegin Nicole Kossar, die in der Verwaltung von St. Gertrud tätig ist. Die Rückmeldungen an das Robert-Koch-Institut (RKI), die laufenden Tests. Wer ist gesund, wer geimpft? Alles das war zusätzlicher Aufwand. Dazu kamen die ständige Unsicherheit und auch die Angst vor Ansteckung. St. Gertrud hat die Krise gemeistert.
Sie gehörten zu den Gastgeberinnen des Altenhilfe-Begegnungstages: Hannelore Schulze, Stefanie Koch und Nicole Kossar.
Corona ist aber nicht die einzige Sorge der Altenhilfe-Einrichtungen. Hannelore Schulze ist seit 2002 ehrenamtlich für St. Gertrud im sozialen Dienst tätig. Einmal in der Woche wird es kreativ: Körbe flechten zum Beispiel. Im Kreativraum kann man schon sehen, dass wahre Kunstwerke entstehen. "Die Pflegeeinrichtungen haben in der Öffentlichkeit einen zu schlechten Ruf, weil immer nur berichtet wird, wenn irgendwas nicht stimmt", ist Hannelore Schulze überzeugt. Das müsse sich ändern, und die Medien sollten auch mal die positiven Geschichten erzählen. Auch Stefanie Koch und Nicole Kossar wünschen sich Veränderungen: Bürokratieabbau, bessere Bedingungen für Pflegerinnen und Pfleger, Wertschätzung in der Gesellschaft. Aber sie sehen ihren Dienst positiv und können sich für ihr Leben nichts Anderes vorstellen.
St. Gertrud - ein Haus mit Geschichte und Tradition
Begeisterung verströmt auch Heimleiter Klaus Mildner, als er den Teilnehmern des Altenhilfe-Begegnungstages über die Geschichte der Caritas in Leipzig- Engelsdorf erzählt. Früher stand hier nämlich ein Kinderheim, das von den Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu geleitet wurde. Der Orden wurde 1891 gegründet und ist heute in 15 Ländern in Europa, Amerika und Afrika tätig. Die Gründerin, Maria Tauscher, wurde 2006 seligesprochen. Kinder gibt es in St. Gertrud immer noch, denn auf dem Gelände steht eine Kindertageseinrichtung des Caritasverbandes Leipzig. Wie vielfältig die Caritas-Geschichte in Leipzig ist, kann man auch in einer Ausstellung sehen, die im Foyer des Altenpflegeheimes gezeigt wird.
Begeistert waren auch die Teilnehmer des Altenhilfe-Begegnungstages. "Wir sind nicht mehr so viele", sagt jemand, "aber für die, die kommen, ist es ein wichtiges Treffen." Und St. Gertrud war schließlich ein guter Gastgeber.