Das Beraterteam der Wohnungsnotfallhilfe des Caritasverbandes Chemnitz. Von links: Thomas Päch, Claudia Hoppe, Katja Irmscher und Katrin Gaitzsch.Foto: Caritasverband Chemnitz
Sie leben auf der Straße oder können die Miete kaum noch bezahlen: Menschen, die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. In den Beratungsstellen der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege finden sie Verständnis und Unterstützung. Ohne Wohnraum und begleitende Hilfen wird Wohnungslosigkeit nicht überwunden werden können. In Deutschland gab es im Jahr 2024 rund 531.600 wohnungslose Menschen. Davon rund 439.500 Menschen, die in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe untergebracht sind, etwa 60.400, die bei Freunden oder Familie wohnen, und circa 47.300, die auf der Straße oder in Notunterkünften leben.
Dahinter stecken menschliche Schicksale. Katrin Gaitzsch ist seit 2001 Beraterin in der Wohnungsnotfallhilfe des Caritasverbandes Chemnitz und weiß, wovon sie spricht. Es gebe nicht nur eine Ursache für Wohnungslosigkeit, erzählt sie. Meistens hat sie viele Gründe: persönliche Schicksalsschläge wie Scheidung oder Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Probleme oder der Verlust eines nahestehenden Menschen. Besonders betroffen: Alleinerziehende Mütter, die sich um Haushalt, Kinder und Beruf gleichzeitig kümmern müssen. "Viele sind von der Bürokratie unserer Ämter völlig überfordert", ist die Erfahrung von Katrin Gaitzsch. Was aber vor allem fehle, sei die mangelnde Aufmerksamkeit und das Mitgefühl für die Betroffenen.
Wohnungslose werden ausgegrenzt
Die Ausgrenzung von Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen scheint manchmal staatliche Methode zu haben, denn es "fehlt das grundlegende Verständnis für die Situation der Menschen", sagt Katrin Gaitzsch. "Die Sozial- oder Bürgerämter sagen uns, dass genug Wohnraum zur Verfügung steht und dass niemand auf der Straße leben muss." Dass aber die Zugänge zu angemessenem Wohnraum für Menschen mit Schufa-Eintrag, Bürgergeldempfänger, Alleinerziehende mit vielen Kindern oder Menschen mit Migrationshintergrund fast unmöglich sind, werde nicht bedacht oder gesellschaftlich verdrängt. "Wir werden die Wohnungslosigkeit vielleicht nicht ganz abschaffen können, weil wir die Probleme der Menschen nicht abschaffen können, aber wir können Verständnis für die Betroffenen entwickeln, nicht nur in den Ämtern, auch in der Nachbarschaft. Die Zugangsbarrieren zu Wohnraum und zum Hilfesystem müssen überwunden werden", ist Katrin Gaitzsch überzeugt.
Ein Fachtag der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege will diese Probleme am 27. August in den Blick der Öffentlichkeit rücken. Unter dem Motto "Kein Zuhause - keine Chancen? Perspektiven, Rechte und Wege in die Zukunft" sind unter anderem ein Vortrag zum Wohnungslosenbericht 2024 im Zusammenhang mit Migration sowie Arbeitsgruppen zu den Themen Prävention, Hilfesysteme, Teilhabe und Wohnungswirtschaft geplant. "Wohnen ist Menschenrecht", betont Beate Drowatzky, Referentin Wohnungsnotfallhilfe im Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, die die Tagung mit vorbereitet hat. Die rechtlichen Rahmenbedingungen des Hilfesystems sind gut, sie müssen jedoch auch in dieser Form flächendeckend Anwendung finden und genutzt werden.
Katrin Gaitzsch erzählt, was Menschen leisten müssen, die um das tägliche Überleben kämpfen müssen. Von einer alleinerziehenden Mutter zum Beispiel, die immer wieder umfangreiche Formulare ausfüllen muss, um etwas Unterstützung zu bekommen und die immer wieder abgewiesen wird, wenn sie sich für eine Wohnung bewirbt. "Und trotzdem muss sie weiterkämpfen und sich immer wieder auf den Weg machen, sonst bricht alles zusammen."
Hinweis: Fachtagung der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen: "Kein Zuhause - keine Chance? Perspektiven, Rechte und Wege in die Zukunft", 27. August 2025, Berufsförderungswerk, Hellerhofstraße 35, 01129 Dresden
Pressekontakt: Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, Andreas Schuppert, Tel. 0351 4983738, E-Mail: presse@caritas-dicvdresden.de