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Einen Stuhl ohne Hammer und Nägel zu „zimmern“ war eine Herausforderung. Foto: Andreas Schuppert |
Viele kommen täglich, manche schauen nur ab und zu vorbei. Kinder und Jugendliche in Leipzig kommen im offenen Jugendteff „Kojule“ in der Leipziger Hans-Driesch Straße zusammen. Die Einrichtung feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Am traditionellen Josefstag stattete Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich ihr einen Besuch ab .
Im Erdgeschoss stehen ein Billiardtisch und ein Kicker, in der Küche kochen und essen die Besucher miteinander oder ruhen sich einfach in der gemütlichen Ecke aus. Ein Stockwerk höher gibt es ein kleines Internetcafe, und in den Regalen und Schränken ist allerlei Material für Handwerkerarbeiten oder Basteleien verstaut. „Wir versuchen, alles selbst zu machen und unseren Treff zu gestalten“, erzählt Christine Müller, seit fast zwei Jahrzehnten Leiterin der „Kojule“ in Leipzig. An diesem Tag ist Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich zu Gast in der Einrichtung, die täglich bis zu 50 kleine und größere Besucher zählt. „Wir wollen zeigen, wie bedeutend und nachhaltig unsere Arbeit für die Kinder und Jugendlichen im Leipziger Westen ist“, sagt Christina Müller. Und man spürt deutlich, dass sie sich hier wohl fühlen.
Angefangen hat alles mit dem „Kolping-Jugend Leipzig e.V.“, der den Treff 1992 gründete – vor allem, um heranwachsenden Menschen, die nicht wissen, wo sie ihre Freizeit verbringen sollen, eine Alternative zu bieten. Der große Zustrom zeigte schon sehr früh, dass es die richtige Entscheidung war – die Kojule expandierte, sodass auch andere Einrichtungen eröffnet werden mussten. Bald wurde die Arbeit für einen kleinen Verein jedoch zuviel, die Verantwortlichen suchten nach einem Träger, der den Treff sicher weiterführt. „Wichtig war es für uns, dass sich ein christlicher Träger findet“, erinnert sich Christina Müller. 2005 übernahm der Caritasverband Leipzig die Kojule.
Aus dem Leben des Stadtteils ist sie heute nicht mehr wegzudenken. „Es sind vor allem Kinder und Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die zu uns kommen, aber auch aus den mittleren Schichten“, erklärt die Erziehungswissenschaftlerin Nadine Wohlrab, die seit 2008 in der Kojule arbeitet. „Wir können ihnen ein wenig das bieten, was ihnen das Elternhaus nicht bieten kann“, sagt Frau Wohlrab, „die Eltern ersetzen können wir aber nicht.“ Dennoch versuchen die Betreuer herauszufinden, wo der Schuh drückt und besonders bei häuslichen Problemen zu helfen. Zwei hauptamtliche und etwa 20 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleiten das Leben in der Kojule. Damals wie heute stark engagiert sind die Kolpingmitglieder und die Kolpingjugend.
Wie die Kinder und Jugendlichen musste auch Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich auf einer „Rallye“ knifflige Aufgaben lösen: Einen Stuhl „zimmern“ ohne Hammer und Nägel zum Beispiel oder im Internet den Namen Josef in mehreren Sprachen recherchieren. Der stand nämlich im Mittelpunkt. Der heilige Josef ist Schutzpatron der Arbeiter und Jugendlichen. Seinen Gedenktag begeht die Kirche am 19. März. Seit sechs Jahren besuchen Verantwortliche aus der Kirche und aus der Politik rund um den Josefstag Einrichtungen der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit und setzen damit ein Zeichen für die Bedeutung dieser Tätigkeit. Der vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend organisierte Tag stand diesmal unter dem Motto: „Herkunft egal - Ziel klar! Jugend braucht Perspektive“. Caritasdirektor Mitzscherlich zeigte sich beeindruckt von den Angeboten der Kojule und dem Engagement der Mitarbeiter. Dies sei ein wichtiger Beitrag dafür, dass auch Kinder und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen ihren Platz im Leben finden können.