Caritas-Mitarbeiter Kristian Drapak erläutert die Situation der Roma-Familien in Tschechien Er selbst gehört dem Volk der Roma an.Fotos: Andreas Schuppert
Patchworkfamilien, Alleinerziehende, gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern. Das Bild der Familie in der Gesellschaft hat sich verändert. Dies stellt auch die Caritas vor neuen Aufgaben. Nicht geändert hat sich dagegen, dass Familien besonders von Armut betroffen sind, wie Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich betonte. "Das haben unsere Länder offensichtlich gemeinsam", bestätigt Petr Fadrhons von der Caritas im tschechischen Most (Brücke). Die inzwischen zur Tradition gewordene trinationale Konferenz der Caritasverbände Dresden-Meißen, Görlitz, Légnica (Liegnitz, Polen) und Litoměřice (Leitmeritz, Tschechien) hatte diesmal die Familien besonders im Blick.
Die Caritas unterstützt Familien
Wie sehr Familien von sozialen Problemen betroffen sind, zeigte Kristian Drapak von der Caritas Most am Beispiel der Roma-Familien in Tschechien. Die Eltern arbeitslos, die Kinder ohne Schulausbildung, Wohnsiedlungen mit katastrophalen hygienischen Bedingungen, die irgendwo am Rande der großen Städte liegen: Nur einige Probleme, mit denen die Roma-Familien zu kämpfen haben. "Wir suchen die Familien auf und helfen ihnen, so gut es geht", erzählt Kristian Drapak. So sei es enorm wichtig, dass die Kinder die Schule besuchen, um später eine berufliche Perspektive zu haben.
Fachlicher Austausch in der deutschen Sprachgruppe.
Probleme haben Familien aber auch in Deutschland, zum Beispiel bei der Organisation ihres Alltags. Deshalb gibt es jetzt ein ganz neues Caritas-Programm, das Torsten Bognitz, Abteilungsleiter Soziales im Diözesancaritasverband Görlitz, vorstellte. Das Haushaltsorgansiationstraining (HOT) will Familien helfen, die Schwierigkeiten haben, die alltäglichen Dinge zu bewältigen. Dabei komme es vor allem darauf an, dass die Betroffenen die Aufgaben selbst erledigen "HOT ist keine Putz- oder Haushaltshilfe", stellte Bognitz klar. Die Familien müssen selbst aktiv werden. Ganz ähnlich läuft das Familienkompetenztraining (FaKT) des Caritasverbandes Leipzig, das Eva Weidemann und Cornelia Werner den Teilnehmern der Tagung vorstellten.
In Polen werden Familien intensiv gefördert
Die verstärkte Förderung von Familien in Polen hob der Caritasdirektor des Bistums Légnica (Liegnitz), Robert Serafin, hervor. Es sei zu bedauern, dass in der internationalen Öffentlichkeit das Land lediglich mit seiner Flüchtlings- und Europapolitik wahrgenommen werde. "Wir haben in den letzten Jahren aber enorm viel für Familien getan, vor allem für Familien mit vielen Kindern. Das wird leider vergessen", sagte Serafin. Diese Politik genieße in der polnischen Bevölkerung ein hohes Ansehen. Die Maßnahmen der Regierung reichten vom Kindergeld, der Bildungsförderung bis hin zum besonderen Mutterschutz oder Elternurlaub.
Die Sorge um die Familien sei eine wichtige kirchliche Aufgabe, sagte Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich und rief zur Vernetzung kirchlicher Institutionen in der pastoralen und sozialen Arbeit auf. "Die Frage dabei ist, wen wir als Christen erreichen und für wen wir da sein wollen." Caritas sei "Kirche vor Ort" und hätte in der sozialen Arbeit einen besonderen Zugang zu den Menschen.