Liebe Schwestern und Brüder, liebe Hörerinnen und Hörer,
Diakon Dr. Daniel Frank bei seiner Predigt in St. Petrus in Dresden-Strehlen.Foto: Andreas Schuppert
"Drei Dinge bestimmen unser Leben: Zeit, Tod und Liebe - Eine Werbung, die erfolgreich sein will, muss auf diesen Ebenen aufbauen: Zeit, davon können wir nicht genug haben, sie fehlt uns an allen Ecken und Enden. Tod, davor fürchtet sich jedweder. Und Liebe, danach sehnen wir uns alle." - Mit diesen Worten, ausgesprochen vom Werbefachmann Howard, beginnt der Film "Verborgene Schönheit". Genauer gesagt: Es ist der Vorspann des Films. Die Handlung des Films setzt drei Jahre später ein. Der in New York lebende Howard Inlet befindet sich in einer tiefen Depression, nachdem er seine kleine Tochter aufgrund einer unheilbaren Krankheit verloren hat. Sein Leben erscheint ihm unerträglich. Kontakte zu Freunden, Kollegen und sogar zu seiner Ehefrau sind abgebrochen. Doch sie alle sind es, die ihn aus dem Sumpf der Traurigkeit herausziehen und befreien möchten. Und sie greifen dabei zu ungewöhnlichen Mitteln: Sie bringen in Erfahrung, dass Howard leidenschaftliche Briefe schreibt - nicht an Personen, sondern an Zeit, Tod und Liebe. Seine Freunde engagieren drei Schauspieler, die Howard als Inkarnation, als Darstellung der Zeit, des Todes und der Liebe direkt gegenübertreten und mit ihm zu den existenziellen Fragen seines Lebens ins Gespräch kommen und auch Antwort geben.
Zeit, Tod und Liebe - das sind auch die Lebensvollzüge, mit denen sich Caritas auseinander setzen muss. Zeit, Tod und Liebe sind vom christlichen Grundvollzug der Diakonia her zu gestalten und mit Sinn zu erfüllen.
Caritas-Jubiläumskerze, die von Diakon Dr. Daniel Frank gestaltet wurde.Foto: Andreas Gäbler
Zeit: Bereits in den ersten Kapiteln der Bibel, im Buch Genesis (im Anfang) wird uns vermittelt, dass Gott dem Menschen den Lebensatem einhaucht. Der Atem, der uns trägt, ist uns nur geliehen. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, diesen Lebensatem zu nutzen. Wozu? Zu dem, wofür er ihm verliehen ist - zum Dienst am Nächsten. Zum 100-jährigen Jubiläum unseres Caritasverbandes im Bistum Dresden Meißen haben wir eine Kerze gestaltet, auf der ein Boot zu sehen ist, das gegen den Strom treibt. Das Segel trägt die Insignien der Caritas, das flammende Kreuz. "Das Segel ist die Liebe, der Heilige Geist der Mast." - heißt es in einem adventlichen Kirchenlied. In all unserem Wirken im hiesigen Leben ist uns nur eine bestimmte Zeit, ein begrenzter Lebensatem verliehen. Dass wir diesen ausfüllen mit dem Dienst an den Menschen, die uns anvertraut und auf den Weg gestellt sind, ist Lebensatem der Caritas - Not sehen und Handeln.
Tod: Wir leben in einer Gesellschaft, von der Sterben und Tod verdrängt wird und die im Tod keine Perspektive sieht. Und doch kommen wir genau an dieser Stelle auf eine entscheidende Frage: Was unterscheidet die Caritas von Wohlfahrtsverbänden und -einrichtungen? Wir leben und dienen aus dem Glauben heraus, dass der Abschied im Tod nicht nur ein Weg von Oben nach Unten, sondern in Christus auch ein Weg von Unten nach Oben ist. Und diese Glaube, diese Hoffnung verkünden wir in unserem Dienst.
Liebe: Auch wenn wir und die Menschen um uns sich verlassen fühlen, auch wenn unsere Zeit von Krieg und Krisen geschüttelt ist und wenn das gesellschaftliche Leben durch einen Vertrauensschwund gegenüber den großen Institutionen geprägt ist, sagt uns das Evangelium: Die Liebe verlässt dich nie. Sie ist nicht aufdringlich, sie ereifert sich nicht und quält nicht, sie ist geduldig und sie will aufgespürt werden … Dass wir nach 100 Jahren Caritas im Bistum Dresden-Meißen darin beständig bleiben, die Liebe aufzuspüren, um sie im Dienste am Nächsten weiterzugeben, wünsche ich uns von ganzem Herzen.
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