Manja Döcke vom Caritasverband Oberlausitz, links, im Gespräch mit Claudia Klinkert, parlamentarisch-wissenschaftliche Beraterin der Fraktion Die Linke.Foto: Andreas Schuppert
Kein Geld für die Miete, für die Klassenfahrten der Kinder, im schlimmsten Fall wird der Strom abgestellt. Menschen in sozialen Notlagen brauchen Hilfe und Unterstützung. Die Allgemeine soziale Beratung ist oft der erste Schritt der Betroffenen, um die schwierige Lebenssituation zu ändern. Das System ist aber nach Auffassung der Caritas zu schwach ausgebildet, um mehr Betroffene zu erreichen.
Dies wurde auch am 13. November in einem informellen Gespräch von Vertretern der Caritas und der parlamentarisch-wissenschaftlichen Beraterin der Linken im Sächsischen Landtag, Carola Klinkert, in Dresden deutlich. Das Gespräch fand im Rahmen der Caritas-Armutswochen statt, die am 16. November mit dem "Welttag der Armen" endeten.
Allgemeine soziale Beratung als Basisdienst
Die AsB müsse in Zukunft als Basisdienst vorgehalten werden, auf dem spezialisierte Fachdienste aufbauen könnten, ist Dr. Johanna Rautenberg, Referentin für Soziale Sicherung und Integration im Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, überzeugt. Die Nöte der Betroffenen seien heute so vielschichtig, dass es ein niederschwelliges Angebot braucht, um die Problemlagen genauer zu bestimmen und in andere Hilfesysteme zu vermitteln.
In Sachsen seien etwa 650.000 Menschen von Armut betroffen, das entspricht 16,1 Prozent der Bevölkerung, Die Folgen seien materielle Entbehrungen, geringe Teilhabe und soziale Ausgrenzung. Unterstützung benötigten die Betroffenen auch bei Antragsstellungen oder bei Widersprüchen gegen zweifelhafte Bescheide. "Der Klient braucht deshalb den direkten Kontakt mit der Beratung, auch wenn wir viel von Digitalisierung sprechen."
Der Zustrom der Ratsuchenden wird größer
Besonders betroffen seien alleinerziehende Frauen mit Kindern oder alte Menschen, berichtet Manja Döcke vom Caritasverband Oberlausitz, die als Beraterin in der Allgemeinen sozialen Beratung in Bautzen tätig ist. In Not geraten aber auch Selbstständige nach der Corona-Krise, Menschen mit einer Suchterkrankung oder anderen psychischen Problemen. "Armut ist schambesetzt, und manche kommen erst sehr spät, um sich Hilfe zu holen", ist die Erfahrung von Manja Döcke. Zudem steige der Zustrom von Menschen, die Hilfe benötigen. Deshalb sei es wichtig vernetzt zu sein, um auch an andere Dienste oder Hilfsangebote vermitteln zu können.
Immer mehr zum Problem werde die Finanzierung, besonders in der Kommunen. Carola Klinkert stellt dar, dass die Linken das Thema immer wieder in den parlamentarischen Alltag und in die gesellschaftlichen Debatten einbringen. Soziale Beratungen seien ein wichtiger Präventionsfaktor und "demokratische Orte", denn durch Armut und Ausgrenzung sei der soziale Frieden gefährdet. Zudem brauche es eine umfassende Strategie auf Landesebene, um Armut vorzubeugen und den betroffenen Menschen zu helfen. Im Sinne des Caritas-Jahresthemas "Da kann ja jeder kommen" gelte es, so Dr. Johanna Rautenberg, die "Türen offenzuhalten" und zu fragen, wie das bisherige System verbessert kann. (as)
Stichwort Armutswochen: Der Deutsche Caritasverband, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Gesamtverein und der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Bundesverband rufen jedes Jahr zu den Armutswochen auf. Die Armutswochen beginnen am 17. Oktober mit dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut und endeten in diesem Jahr am 16. November, dem vom Papst ausgerufenen Welttag der Armen. In diesen Aktionswochen gegen Armut finden in vielen Ortsverbänden von Caritas, SkF und SKM bundesweit Veranstaltungen und Aktionen statt, die auf das Thema Armut und die Situation der Menschen in Notlagen aufmerksam machen sollen.