Es ist Wahlkampf, und die Anspannung ist den Beteiligten anzumerken. Es geht um viel, denn nach dem Zusammenbruch der Ampelkoalition herrscht Ratlosigkeit im Land. Immerhin: die Bewerber um ein Bundestagsmandat stellen sich den Wählerinnen und Wählern, hören sich ihre Sorgen an, erklären ihre Entscheidungen, die manchmal mehr als umstritten sind. Heimspiele bei den "guten Menschen" der Caritas sind dabei keineswegs garantiert - gerade in der Gesundheitspolitik und in der Pflege ist vieles nachzuholen.
Franziska Maschek besucht die Caritas-Einrichtung in Grimma. In der Mitte Heimleiter Thomas Klomhuß, rechts OB-Kandidat Ingo Runge.Foto: Altenpflegeheim Grimma
Im Altenpflegeheim Claudine Thévenet Grimma ist am 4. Februar die SPD-Politikerin Franziska Maschek zu Gast - und es geht natürlich um die Pflege. Sie will sich dafür einsetzen, dass der pflegebedingte Eigenanteil der Bewohner im Landkreis gedeckelt wird. Maximal 1.000 Euro sind genug, meint sie. Außerdem sollten Zugewanderte freiwillige Leistungen erbringen, auch in sozialen Einrichtungen. Die Sozialdemokraten wollen eine umfassende Pflegereform. Dabei gibt es einige Baustellen: Zum Beispiel beim Aufwand für Pflegedokumentationen. Die digitale Vernetzung sei alles andere als ideal und mit hohen Datenschutzauflagen verbunden. Franziska Maschek ist außerdem überzeugt, dass Deutschland ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz braucht.
Ausländische Abschlüsse schneller anerkennen
Ein oft geschildertes Problem: der Fachkräftemangel. Heimleiter Thoma Klomhuß beklagt, dass Einrichtungen oftmals auf Zeitarbeitsfirmen angewiesen sind, um die Dienste abzudecken. Das sei aufwändig und kostenintensiv. Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse dauere zu lange und sei kompliziert. "Gut wäre eine gemeinsame Plattform für Ämter und Behörden, auf die alle Zugriff haben, um schnellstmöglich bürokratische Hürden zu beseitigen", ist Klomhuß überzeugt. Franziska Maschek hat viel gelernt an diesem Nachmittag. Junge Menschen müssten stärker in die gesellschaftlichen Entwicklungen eingebunden werden, denn der Druck auf die Pflege werde sich in den nächsten zehn Jahren noch verstärken.
Jens Lehmann aus Leipzig hat einen berühmten Namensvetter, obwohl er sportlich gesehen nicht weniger berühmt ist: Olympiasieger, Weltmeister, deutscher Meister - nicht im Fußball, sondern im Radsport. Später hat er Erzieher gelernt, seit 2017 sitzt er im Bundestag - und will da wieder rein. Dass das nicht so einfach wird, liegt nicht nur an der Wahlrechtsreform. Jens Lehmann spricht am 5. Februar mit Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen des Altenpflegeheimes St. Gertrud in Leipzig-Engelsdorf über seine politischen Vorhaben. Auch eine Vertreterin des Heimbeirates ist dabei.
Große Probleme gemeinsam lösen
Lehmann ist kein Sozialpolitiker, wie er unumwunden zugibt. Sport und Verteidigung sind eher seine Ressorts. Trotzdem sorgt er sich um die Probleme im Land, auch die in der Pflege. Lehmann beklagt das parteipolitische Gezänk - vor allem auch bei den wichtigen Fragen, die dringend gelöst werden müssen. Ob Wirtschaft, Energie, Rente oder Pflege - Lehmann wünscht sich einen Konsens des demokratischen Spektrums. Vieles scheitere an Ideologie und Sturheit der Beteiligten.
Manchmal geht es auch kontrovers zu. Jens Lehmann im Gespräch mit Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen des Altenpflegeheimes St. Gertrud in Leipzig-Engelsdorf.Foto: Andreas Schuppert
Auf seiner Wahlkampftour hat Jens Lehmann schon einige Pflegeheime besucht und weiß, dass den Akteuren das Thema auf den Nägeln brennt. Auch er ist der Meinung, dass das Pflegesystem so gestaltet werden muss, dass die Bewohner nicht unendlich belastet werden. Kontrovers wird es bei den Themen Rente und Pflege. Es sei an der Zeit, dass auch die Beamten für ihre Pensionen bezahlen, fordert jemand. Angesichts des demographischen Wandels müsse aber insgesamt viel mehr Geld aufgebracht werden, um das alles zu finanzieren. Heimleiter Klaus Mildner spricht ebenfalls den Fachkräftemangel in der Pflege an. Jens Lehmann hält dafür, dass das Prinzip "Fördern und Fordern" wieder stärker gestaltet werden sollte. "Dazu muss man auch in der Pflege Anreize schaffen." "An der Stärkung des Wirtschaftssystems hängt der soziale Frieden", ist Lehmann weiter überzeugt. Sympathie hat er deshalb auch für die diesjährige Jahreskampagne der Caritas "Da kann ja jeder kommen - Caritas öffnet Türen." Jeder, so Lehmann, sollte sich in die Gesellschaft einbringen können.