Frau Gatter, die Zukunftsplattform ist politisch gewollt und gefördert. Was ist das Anliegen und welche Innovationen lassen sich bisher erkennen?
SINN, die Zukunftsplattform für soziale Innovation, will Innovationen, Aufbrüche, Projekte, Engagement sichtbar machen, vernetzen und fördern. Es ist uns gelungen, mit Hilfe verschiedener Veranstaltungsformate, persönlicher Ansprache, Internetpräsenz und Socialmedia eine Vielzahl von Projekten ins Licht der Öffentlichkeit und untereinander vor Ort zusammenzubringen.
Profitiert die Caritas von diesem Aufbruch?
Als Caritas müssen wir uns ja ständig auf neue Herausforderungen einstellen, um Menschen zu unterstützen. Ob Beratung, Pflege oder Kindertageseinrichtung - unsere Dienste sind in der Regel auf längere Zeiträume und verlässliche Finanzierung angelegt, arbeiten professionell und mit hohen Standards. Und das ist auch notwendig und gut so!
Das SINN-Konsortium besteht ja aus Wohlfahrtsverbänden und sozialem Unternehmertum. Es zeigt sich, dass diese Kombination funktioniert und die unterschiedlichen Ansätze und Gründungsideen sich gegenseitig bereichern können.
Die innovativen Projekte bei SINN zeigen auch, dass man sich einfach mal trauen muss, ein Thema anzugehen, wenn es einem wichtig ist, oder manchmal einfach nur Menschen die Gelegenheit geben muss, ihre Talente für eine gute Sache einzubringen. Im Caritasverband Vogtland gibt es zum Beispiel einen interkulturellen Ideengarten, in dem Frauen mit und ohne Migrationshintergrund kreatives Miteinander gestalten und somit zum gesellschaftlichen Frieden und zum Zusammenhalt beitragen.
Lassen sich hinsichtlich sozialer Projekte Trends erkennen, zum Beispiel in der Pflege oder beim Ehrenamt?
Es gibt viele innovative Projekte, die sich mit dem Thema Inklusion beschäftigen, also Ideen wie Einschränkungen kompensiert, Zugänge erleichtert oder Bildung und Teilhabe ermöglicht werden können.
Wenn wir von Ehrenamt sprechen, meinen wir ja oft das klassische Ehrenamt, das auf Dauer angelegt ist, innerhalb von Hierarchien, Strukturen und Satzungen arbeitet. Ich sehe bei SINN Menschen, die sich eine Zeit lang für eine Sache engagieren, weil es ihnen wichtig ist und weil sie Veränderung wollen. Personen, die das neben Beruf und Familie tun, Studierende, die ihr Wissen in die Welt bringen und Menschen, die mit sozialem Unternehmertum ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Manche engagieren sich auch aus persönlicher Betroffenheit. Die bisherigen Grenzen zwischen Berufstätigkeit und Ehrenamt verschwimmen.
Ein weiterer Trend zeigt sich in dem, was wir Digitalisierung nennen. Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, Arbeitsergebnisse finden online oder digital statt.
Wie sollte es nach der Beendigung des Projektes 2025 weitergehen? Kann, sollte Politik weiter unterstützen?
Es wäre gut, wenn es gelingt, SINN weiter zu finanzieren, weil sonst über kurz oder lang das Knowhow verschwinden würde.
Was wir bei SINN bereits nach einem Jahr erreichen konnten, zeigt, wieviel Potenzial die Menschen in Sachsen haben, Gesellschaft zu gestalten, soziale Themen zu bearbeiten und Menschen zu befähigen. Es würde sich- im wahrsten Sinnen des Wortes - lohnen, wenn der Freistaat hier in Innovation investiert und es SINN, in welcher Form auch immer, weitergibt.