Armut und Einsamkeit treffen besonders ältere Menschen. Die Caritas hilft mit ihren Angeboten.Foto: Symbolbild freepik.com
Freundlich, etwas zurückhaltend empfängt er seinen Besucher. Blickt man aus dem Fenster, schaut man ins Grüne. Der Herbst zeigt seine ersten Farben. Franz Schmidt* lebt in einer kleinen, bescheidenen Zwei-Raum-Wohnung in Bautzen. Das Leben des 76-jährigen Rentners ist geprägt von Verlust, Einsamkeit und finanziellen Sorgen. Doch Franz Schmidt ist nicht der Typ, der jammert und wehleidig ist, denn es gab auch bessere Zeiten. Trotzdem will er seinen richtigen Namen nirgendwo lesen. Zu groß ist die Scham für die Situation, in der er sich befindet.
Geboren im früheren West-Berlin, hat er in seinem Leben viel erlebt. Als ehemaliger Postbeamter und späterer Handelsvertreter war er beruflich stets engagiert und voller Tatendrang. Doch die letzten Jahre haben ihn hart getroffen.
Ein Leben voller Herausforderungen
Franz Schmidt hat schon zwei Frauen, die ihm viel bedeuteten, zu Grabe tragen müssen. "Es war eine schwere Zeit für mich", sagt er leise und nachdenklich. Seine Frauen waren nicht nur Partnerinnen, sondern auch seine besten Freunde. Ohne sie fühlt er sich oft verloren. Kinder hat er nicht, die Verwandten sind alle gestorben. "Ich habe niemanden mehr."
Franz Schmidt war stolz auf seine beruflichen Erfolge "Ich habe immer hart gearbeitet, um für meine Familie zu sorgen", erzählt er. Doch die Jahre der Arbeit haben nicht ausgereicht, um ihm im Alter ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Hinzu kamen Schicksalsschläge. Eine Wohnung, die er als Altersitz von einem Betrüger gekauft hat, hat nicht existiert. Das Geld dafür bekam er nie zurück.
Heute lebt Franz Schmidt von einer Rente, die kaum zum Leben reicht. Er ist zudem auf Sozialhilfe angewiesen. "Aufstocker" bezeichnet man die Betroffenen in Deutschland euphemistisch. "Die Kosten für Medikamente und die private Krankenversicherung belasten mich enorm", erklärt er. "Ich kann mir eigentlich nicht leisten, krank zu sein", sagt er mit einem bitteren Lächeln. Hinzu kommt die Einsamkeit, unter der er leidet. Deshalb ist er dankbar, dass er sich mit einer Nachbarin anfreunden konnte. Manchmal sitzen sie zusammen, trinken Kaffee und unterhalten sich über Gott und die Welt.
Hilfe von der Caritas
In dieser schwierigen Phase hat die Caritas ihm eine wichtige Unterstützung geboten. "Als ich eine neue Brille brauchte, war ich verzweifelt. Die Caritas hat mir geholfen.", sagt er. Diese kleine Geste hat ihm nicht nur die Sicht auf die Welt zurückgegeben, sondern auch ein Stück Lebensqualität. Besonders freut er sich auf die Einladung der Caritas zur jährlichen Weihnachtsfeier. "Es ist schön, nicht allein zu sein, auch wenn es nur für einen Nachmittag ist", sagt er mit einem Hauch von Hoffnung in der Stimme. Die Gemeinschaft, die er dort findet, gibt ihm Kraft und das Gefühl, nicht ganz vergessen zu sein.
Ein Appell an die Politik
Franz Schmidt hat klare Vorstellungen davon, was sich ändern muss. "Ich wünsche mir eine Grundrente, damit Menschen wie ich nicht in die Altersarmut fallen", sagt er eindringlich. Er sieht die Notwendigkeit, dass die Politik mehr für die älteren Menschen tut, die ihr Leben lang gearbeitet haben und nun in finanziellen Schwierigkeiten stecken. "Es kann nicht sein, dass wir nach einem langen Arbeitsleben in Armut leben müssen", fügt er hinzu, obwohl er sich bewusst ist, dass er auch Fehler gemacht hat und manchmal falsch abgebogen ist. Von einer Rentenerhöhung aber habe er im Moment gar nichts, denn das Sozialamt zieht ihm das sofort ab. Auch wenn seine Situation aussichtslos erscheint, hat Franz Schmidt den Mut nicht verloren. Er versucht das Beste daraus zu machen.
Andreas Schuppert
*Der Name wurde auf Wunsch des Betroffenen geändert. Für die Authentizität der Darstellung stehen der Autor und die Allgemeine soziale Beratung des Caritasverbandes Oberlausitz.