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Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas, liebe Gäste auf unserer Website,
Nicht immer erhält man einen Impuls, wenn man am Morgen das "Wort zum Tag" im Radio hört. Da ich selbst Sprecher bin, habe ich dafür wohl ein besonders kritisches Ohr, bete aber immer auch dafür, dass jeder Beitrag doch irgendeine positive Resonanz beim Hörer auslösen möchte.
Nun heute Morgen hab ich selbst so einen Impuls erhalten. Der Sprecher berichtete von einer Episode aus dem Leben des hl. Franziskus von Assisi, der ja einen Bettelorden gründete und auch selbst täglich von Haus zu Haus ging und um ein Almosen, um Nahrung nachfragte.
Einmal sagte ihm dabei jemand: "Franziskus, ist das nicht demütigend für dich und deine Jünger, wenn ihr so bettelnd durchs Leben geht?" "Oh", hätte da Franziskus geantwortet, "da hast du etwas missverstanden. Ich tue es für euch, damit ihr eine Gelegenheit habt, Gutes zu tun!"
Damit ihr eine Gelegenheit habt, Gutes zu tun… Das ist wie eine Einführung ins Evangelium des letzten Sonntags im Kirchenjahr, dem Christkönigsfest (Mt 25,31-46). Hier hält der Weltenherrscher Gericht und das entscheidende Kriterium für alle Menschen, seien sie nun Gläubige oder nicht, lautet: "Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder oder Schwestern getan oder nicht getan habt, das habt ihr für mich getan oder eben nicht!"
Habe ich einem Bettler etwas gegeben wenigstens dann und wann? Habe ich ein Weihnachtspäckchen gepackt und es den Truckerfahrern auf der Raststätte gebracht, die fern von ihrer Heimat und Familie dort trostlos ihre Wartezeiten an den Wochenenden absitzen müssen? War ich bereit von meinem Überfluss abzugeben, um Menschen in Not weltweit zu helfen? Hab ich ein wenig Zeit geopfert, um einen alten und einsamen Menschen zu besuchen?… Jeder kann das tun und - Gott sei Dank - viele tun es auch!
Vielleicht sollten wir uns gar nicht so sehr viele Sorgen darüber machen, dass unsere Kirchen immer leerer werden, sondern dafür sorgen, dass viele Menschen ihre Herzen öffnen für den Nächsten. Selbst Soziologen haben herausgefunden, dass Geben und Sich-um-andere-Kümmern der menschlichen Gesundheit sehr zuträglich sei. Suchen Sie einmal im Internet - vielleicht bei Youtube - nach den Aufnahmen, wo Kleinstkinder, die noch nicht viel sprechen, spontan Hilfsbreitschaft zeigen beim Spielen, beim Aufhalten einer Schranktür usw.
Der Mensch ist eigentlich von seiner Natur aus gewillt durch Geben Gemeinschaft stiften. Leider haben Konkurrenzdenken und Eigennutz über diese so ursprüngliche Eigenschaft oft eine dicke Aschenschicht gebreitet. Schütteln wir sie ab, gehen wir als Gebende in den Advent und feiern wir als Empfangende dann das Weihnachtsfest, wo sich uns der Herr der Welt selbst zum Geschenk macht.
Es grüßt
Pfarrer Dr. Andreas Martin
Caritasrektor
Tel. 0351/79517590, E-Mail: am.ma@gmx.de
Clemens Pilar: https://www.youtube.com/watch?v=IaReLkzgXcU