Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas, liebe Gäste auf unserer Website,
Wieder stehen wir durch die dicht gedrängten Feste vor einem Dilemma: ein Text zum
Neuen Jahr, zum Hochfest der Gottesmutter Maria oder zum Silvestertag, der diesmal mit dem
Sonntag und dem Fest der Heiligen Familie zusammenfällt? Nun, da Maria ja zur Heiligen Familie
gehört, habe ich mich für letzteres entschieden (Lk 2,22-40). Maria und Joseph bringen Jesus nach
seiner Beschneidung in den Tempel nach Jerusalem, um ihn als die Erstgeburt Gott zu weihen, wie
es das Mosaische Gesetz vorsah. Dort begegnen ihnen zwei besondere Menschen: Simeon, ein
gottesfürchtiger alter Mann, der auf den Messias hofft, und Hanna, eine Witwe, die fromm um das
Heil, die Erlösung betet und sich täglich im Tempel aufhält.
Irgendwie gehören sie auch zur Familie Jesu, so wie schon Zacharias und Elisabeth, die
Eltern Johannes des Täufers, der ein Cousin Jesu ist (o.k. um ein paar Ecken). Spätestens aber in
dieser Begegnung im Tempel weitet sich der Familienbegriff, der nun nicht mehr nur nach der
Blutsverwandtschaft fragt, sondern etwa im Bild des Schwertes, das das Herz Marias durchdringen
soll, das "Wort Gottes" zum entscheidenden, zum "besonderen Saft" (Goethe: Faust) erhebt, der alle
und alles verbindet und durchströmt.
Wer nach dem Wort und Willen Gottes lebt, der gehört zu Familie Jesu. In gewisser Weise
wird damit sogar Maria, die Mutter Jesu, zur Jüngerin Jesu (vgl. Lk 11,27). Das entwertet nicht die
traditionelle Familie, aber es zeigt, dass Gott will, dass wir darüber hinaus zu einer Glaubens-,
vielleicht sogar Menschheitsfamilie zusammenwachsen.
Würde das nicht vieles ändern: Unseren Blick auf Migranten, auf fremde Völker und
Kulturen? Wie sehr beklagen immer wieder Christen in Ländern der Verfolgung und des
Martyriums heute, wie wenig ihre sonstigen, besonders auch europäischen Brüder und Schwestern
ihnen ihre Solidarität zeigen, die weit über materielle Hilfen hinausgehen sollte.
Der Glaube wächst zunächst in der natürlichen Familie und lebt vom Vorbild und Beispiel
der Eltern, Großeltern, Geschwister; dann aber auch vom Erleben des gemeindlichen Lebens, von
der Frömmigkeit und Glaubenverkündigung der Seelsorger, vom Engagement der Mitchristen in
Liturgie und Caritas.
Nicht ein Silversterabend-"Seid umschlungen Millionen" ist damit gemeint, sondern der
umgesetzte Glaube, dass da wirklich ein liebender Vater ist, der sich nur das Eine wünscht: Seid
Geschwister untereinander, liebt einander, achtet euch, lebt in Familie - im Kleinen wie im Großen!
In diesem Sinne Ihnen allen in ihren Familien ein gesundes, alle einendes Neues Jahr!
Es grüßt
Pfarrer Dr. Andreas Martin
Tel. 0351/79517590, E-Mail: am.ma@gmx.de
Clemens Pilar: https://www.youtube.com/watch?v=Ap4EgsLd1Sw