"Christsein in der Pflege - was ist gute Pflege wert?" lautete das Kongress-Thema. Die Berliner Caritasdirektorin Prof. Ulrike Kostka betonte zur Begrüßung: "Mir ist es wichtig, dass Pflege eine starke politische Stimme bekommt und dadurch auch an Macht gewinnt." Dazu gehöre ebenso die gegenseitige Wertschätzung, die gegenseitige Stärkung der Pflegenden untereinander, so Kostka weiter. "Sie alle können etwas bewegen", ermutigte sie die Kongress-Teilnehmer.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch dankte in seinem Grußwort den Pflegekräften für ihren Dienst. Vor allem im Osten Deutschlands, wo die Kirchen in der Minderheit seien, gäben die in diesem Beruf tätigen Christen auch ein "wichtiges Glaubenszeugnis", betonte Koch. Bei aller Belastung erlebe er Pflegende als eine zufriedene Berufsgruppe, da sie ihren Beruf als lebensnotwendig sähen. "Pflegen hat auch im lateinischen den Wortsinn 'das Leben fördern'", merkte der Erzbischof an.
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), forderte in seinem Vortrag, dass nichtakademische Pflegeberufe bei Ausbildungskosten und Gehältern bessergestellt werden müssten. "Wir bekommen nur dann mehr Pflegekräfte, wenn wir sie fair bezahlen." Auch kritisierte er, dass Angehörige medizinischer Lehrberufe ihre Ausbildung im Unterschied zu Ärzten selbst finanzieren müssten. Mit Blick auf die Ausbildung machte sich Laumann für ein einheitliches Modell stark, anstatt wie bisher in Alten- und Krankenpflege zu unterscheiden. Schließlich hätten viele Krankenhauspatienten altersspezifische Erkrankungen wie Demenz und seien Heimbewohner oft chronisch krank, erklärte er. Zudem erhöhe eine breit angelegte Ausbildung die Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Wie die zehn Gebote als Moral-Programm für soziale Einrichtungen funktionieren können, erklärte die Theologin Prof. Elisabeth Jünemann. So übersetzte sie beispielsweise die ersten drei Gebote mit "Identität", "Integrität" und "Heilige Zeit". In der Gesellschaft herrsche ein unterschiedliches Verständnis von Werten. Deshalb brauche es ein Programm, das Werte festlegt. Solche Programme würden Religionen bieten, beispielsweise das Christentum mit den zehn Geboten. Diese seien bei 90 Prozent der Bevölkerung bekannt, selbst bei Menschen aus nicht-christlichen Kulturen. "Es ist kommunizierbar." Und darum gehe es.
Die Teilnehmer zeigten sich zufrieden mit dem zweitägigen Kongress, der neben Vorträgen insgesamt acht Workshops bot. "Ich nehme viel mit", sagt Sylvia Löffler aus Dresden. "Zum Beispiel, wie man mit kleinen Sachen Positives bewirken kann, wenn man morgens mit den Patienten einfach etwas Blödsinn macht. Der Clown im Abendprogramm hat uns das gut demonstriert." Kollegin Bettina Ziegler ergänzt: "So wie Du morgens das Fenster auf machst, möchte ich die Leute einmal am Tag zum Lachen bringen. Das zeigt, dass das Leben der Menschen noch lebenswert ist. Das ist auch eine Form von Wertschätzung gegenüber den Patienten."
Swantje Kersten, Mitglied im Organisations-Team, zieht ein positives Fazit: "Wir haben mehr Teilnehmer als beim ersten Mal." Die Atmosphäre empfand sie sehr "familiär", da viele bereits zum zweiten Mal gekommen seien. Das motiviere und bekräftige das Organisationsteam, diese Veranstaltung zu etablieren. "Außerdem zeigt es uns, dass unser Anliegen ankommt, sich bewusst weniger dem Fachlichen als der Motivation und der Wertschätzung zu widmen. Das soll auch künftig so bleiben", sagt Kersten.
Antoinette Steinhäuser vom Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen hebt besonders die Bedeutung des Kongresses für den Pflegealltag hervor. "Ich freue mich, dass sich neben leitenden Pflegekräften auch sehr viele direkt in der Pflege Tätige zu diesem Kongress gekommen sind. Das unterstreicht für uns als Organisatoren, dass wir damit ein wichtiges Thema gewählt, sozusagen den Nerv getroffen haben. Es ist gut, dass es einen eigenen Kongress für die Pflegenden gibt, um sich auszutauschen und um gemeinsam über ethische Fragen zu debattieren." Der nächste Pflegekongress soll 2020 stattfinden.
Christina Bustorf
Andreas Schuppert