Die Pandemie erweise sich als Bewährungsprobe für die Gesellschaft und ihren Zusammenhalt. Angesichts dessen sei selbst der 30. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung anders gelaufen als geplant. "Wir konnten dieses Jubiläum nicht so begehen, wie wir es gern getan hätten", betonte die Kanzlerin. Auch vor diesem Hintergrund danke ich Ihnen sehr, dass Sie dieses Jahr den Sonderpreis ;30 Jahre Deutsche Einheit‘ ausgelobt haben. Dieser Sonderpreis schärft unseren Blick auf die Entwicklungen der letzten drei Jahrzehnte."
Erfahrungen von Umbrüchen in der gesamtdeutschen Geschichte
Nach den Worten Angela Merkels gehöre die "zwiespältige Erfahrung eines umfassenden und tiefgreifenden Umbruchs" zur gesamtdeutschen Geschichte. "Die verschiedenen Lebenswege prägen unser kollektives Gedächtnis. Und die Erfahrung, sich unter schwierigen und gänzlich neuen Bedingungen zurechtfinden zu müssen, ist nun gerade in diesem Ausnahmejahr der Corona-Pandemie von Bedeutung."
Die Wiedervereinigung, so Bundeskanzlerin Merkel, umfasse weit mehr als politische und rechtliche Fragen. "Es galt nicht nur, Verträge abzuschließen, ein demokratisches System aufzubauen und die Wirtschaft umzubauen. Einen deutlichen Umbruch erfuhr auch der soziale Sektor, der vor 30 Jahren gänzlich anders aussah." Trotz oder gerade wegen aller Unterschiede beider Staats- und Gesellschaftssysteme sei es bemerkenswert, dass gerade auch im sozialen Bereich einiges die DDR überdauerte. "Denken wir beispielsweise an die umfassende Kinderbetreuung in der Kita, die Frauen eine Berufstätigkeit ermöglichte. Mit Blick auf die Zahl der Plätze haben die ostdeutschen Länder den westdeutschen immer noch etwas voraus."
Hintergrund: Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) verleiht seit 1971 jährlich den Deutschen Sozialpreis für herausragende Arbeiten zu sozialen Themen. Dabei steht die Wirkung auf das gesellschaftliche Bewußtsein im Mittelpunkt. Ausgezeichnet werden Beiträge in den Sparten Print, Hörfunk, Fernsehen und Online, die sich mit den besonderen Situationen oder Problemen Not leidender und sozial benachteiligter Menschen in Deutschland auseinander setzen. Der Preis ist einer der wichtigsten Journalistenpreise in Deutschland.